Katalog Werkverzeichnis 1996

 

Svenja Rehse: Werke/Malerei

 

Mitarbeit: Martina Höllriegl (Gestaltung und Druck) und Susanne Fuhrmann (einige Texte)

Werkverzeichnis 1996 Teil1
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Werkverzeichnis 1996 Teil2
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Werkverzeichnis 1996 3
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SVENJA REHSE


Vorworte
Farbe und Formen nehmen Gestalt an im Miteinander, sie sind venrvoben mit Texten,
verflochten in Dialog. Titel geben zweideutige Hinweise auf untergründige
Strömungen, eigene oder fremde. Eine Tiefenschärfe ergibt sich beim Schauen und
beim Lesen, Farbe, Gestalt und Wofte stellen sich dem Widerspruch des Betrachters.
Zustimmung erfreut auch.
Herkommend von der Kunst als Therapieform experimentiere ich mit Etappen und
Etüden der Kommunikation, bringe ich Formen des Wir in faßliche Einheiten. Nicht
immer wird glatt, was herauskommt, oft bleibt der Schrei noch zu hören, das Laute,
das Wilde nimmt teil am Prozeß und springt den Betrachter an, mal grell und mal
unvermutet. Meistens vielfarbig. Hoffnung trägt Farben, Grenzen verschwinden, doch
neue Erscheinen im Malfluß des Pinsels, das Wort fragt Produkte dann kritisch aus.
Die Bilder sind geschaffen für Dialoge, sie wollen Kritik des wachen Betrachters, sie
fordern die eigene Leistung des Anschauers heraus. Mitdenken, Vordenken,
Querdenken, die Vereinigung von ldeen im präsentieften Format sind mein Anspruch
an Publikum: auch Reden, Fühlen, Erkennen.
Aktivität ist ein Stichwort, das grundlegend ist und für diese Werke gefordert wird.
Reflexion und Antizipation, eigene Standpunkte mögen transparent werden, und sei
es ein Flüstern der inneren Stimme, die nein sagt zu Kompositionen an der Wand.
Bilder vertextet, nicht interpretieft, Andenken des Möglichen, eigener oft begrenzter
Blickwinkel soll Früchte tragen und Prozesse initiieren. Dahinter steht immer der
Drang nach mehr Tiefe, nach Klarheit und Abstraktion. Reduktionsgier, erdrückt von
der Vielfalt. Allgemeingültigkeit wäre ein Ziel, könnte einds sein, ist es auch wieder
nicht. Die falsche und voreilige Verlockung daran zu glauben, darauf zu hoffen, gibt
Mut zu der feineren Art der Wahrnehmung. Das Spezielle ist und bleibt immer
besonders, veränded sein Antlitz nur.
Allgemein-Bekanntes verfremdet, eine menschennahe Kunst ist mein Ansatz, der
>pädagogische< Wirkung zeigen oder haben mag. lsolation und geistige Einheit,
Verbindungen und Kontakte wollen aufgelöst werden, wenn Kreativität zitiert wird.
Bilder können die Fesseln eindimensionalen Denkens sprengen, Bekanntes,
Gewohntes in Schutt und Asche legen. Doch auch Abfallprodukte können
wiederverwertet werden, sinnbringender an einem anderen Ort.

 


Bildtexte
Einklang, Zweiklang
Harmonie und Gekreisch
Mißklänge
hören sich passend an.
Auge und Ohr spüren Hand-Schriften auf.
Künstlerische Freiheit ist auch begrenzt von Papier oder Form"
Vorwort zur aktualisierten Auflage
Wenn Augenblicke in die Tiefe gehen, werden Bilder konzentrierter, aber die
Vielfalt bleibt bestehen. Punktuelle Klarheiten bringen Kontraste schärfer
zum Ausdruck, allein subjektive Grenzen sind es, die zu immer neuen
Auseinandersetzungen anregen. Ausflüge mit Form und Farbe in die
unbegrenzten Möglichkeiten eines Lebens; Bild-Er- Zeugnisse als eine
meditative Form der lnteraktion im Menschen - Leben - Begegnungs -
Getümmel. Der Reiz der Gestaltung hält an.
Namen, Neuigkeiten, Nachrichten, Beruhrungen, Hoffnungen, Angste,
Begegnungen und Abschiede; gesplitterte Wahrnehmung in einer
schnellebigen Zeit. Auch die neu aufgenommenen Werke beunruhigen eher,
als daß sie eine passive Ausruhzeit des Betrachters begünstigen. Gebannte
Gesichter, Gedanken, Gefühle beweg(t)ender Erfahrungen sind auch
weiterhin festgehalten auf Papier oder Leinwand. Als prozeßhafte Produkte
warten sie alle auf den weiteren Verlauf, suchen sie alle nach
korrespondierenden-kommunizierenden Gegenstücken wie um sich fester zu
verorten in dieser Welt.


Januar 1998

 


Mit Texten von
Susanne Fuhrmann (1959), Augsburg
Literaturwissenschaftlerin, Mitarbeiterin im Frauenbuchladen
(Kennzeichnung S.F.)
und
Svenja Rehse
(ohne Kennzeichnung)

 

 


Die Freiheit
Ich
in Reibung
Du Wir
Welt
Die Farbe
Die Form
des Erinnerns
die eigene Geschichte
erleben

 

 


Double Blind
Paradoxon
Light Minded

 


Zweiteiler
Links Blau Rechts
nichts zu sehen, zu sPüren
Schrecksekunde
Rufen verhallt
Fußlose Geständnisse
Armrudern im Dickicht Umgebung
so klar
gewaschener Wald hinter Milchglas
verkehrtrum
Gleichgewicht
Anpassung verlangt
Pirouetten
im freien Fall

 


Witchcraft
Die Mächte von auswäfts holen
grabschend
gutgläubige
blinde Veftraute
vom Rastplatz am scheinheiligen
Ufer
hinweg
greift sie gleich zu
UrMutterHand
Bergwacht in Feuer
gestörte Unruhe
you better watch for it
Blindheit kein Schutz gegen Wechsel
tausch Oft gegen Raum
wohn
wo die Wildernis calls you home
frei

 


Geballte (Ohn) Macht
Menschen
Massen
Maße
maßt sich an in den Krieg zu ziehen
alle gemeinsam
im Kreislauf von BuchstabenHülsen
skelettierte Gewalt ohne Sinnliche Worte verhallen am Stadtrand
veschluckt von den Grenzsteinen
ewigen Lebens
in Aufruhr
Sonne allein rettet nicht
die Zersplitterung
Menschen im Schatten
silberne Leere
frißt
rücksichtslos Löcher in Seele
Kreislauf
von Wachstum, Entwicklung
zum Tod
nur zur Ansicht die Hülsen, die Kästen wo Menschen genistet im Anblick der Lüge
Grund Übel Wurzel
geht spielen zu Hause
Platzmangel
herrscht
in Angstgesicht
Rede in Silber und Blech
Going Home

 


Quiet Addiction
Gemeißelte Kurve sagt Fieber
heut wieder Höhen und Tiefen in Blau
Gerahmte Tafel des Leidens in wässriger Hoffnung
Sieges ist die Säule
gar nicht gewiß
geheuer das ordnende Wissen um Grenzen,
erdrückt Kanten schärfe nicht jede Gestalt
die sich stellt
auf den Spot
wo der Weg war
damals ganz klar
Auflösung
der
Verkantung
Sprengung der einzigen Fessel
ZuTrauen trägt doch keine Frucht.
Stell dich
ruhig
dem Sieg in den Weg.

 


Ost-West-Kontakt

 


Klohn
Grünauge verhöhnt jede Verwechselung mit
August dem Starken, die schöne Auguste kotzt in die Gasse gleich nebenan
Wenn ein Clown schaut, wer ihn anguckt, vergeht ihm das Lachen
was tut er, der Seelenanimateur, wie wagt er sein Wahres Gesicht so zu zeigen
die Show läuft aus den Fugen
breit ist er wohl?
ganz verflossen
die Schminke Nase
so rot wie im Märchen
ahnst du das Publikum
Meldung von heute
geh
in den Wohnwagen und fahr weiter bis morgen das gleiche Leid wieder eftönt
Einauge,
hellsichtig
absch ließende Vorstell ung
Der Klohn spielt krank.

 


Too Big Horn

 


Kamele am Mittag
Was ist, wenn Ruhe einkehrt
wenn die Sonne hochsteht
wenn die Menschen von fernwärts verschwinden
wenn die Freiheit und Ordnung lebendig surrt
wenn die Geräusche zu hören sind
wenn die Kamele sich Witze ezählen
wie sie den Morgen mit Arbeit am Mensch verbracht
Was ist, wenn einer sich rausschleicht
hinfort aus der Kaste der Bleichen, der Lauten, der Entspannungsgeier
wie hört es sich an, wenn Kamele berichten
weise reden sie
von der
!nvasion
Hitzestau unter dem HaarschoPf
Glutauge der Spaß ist vorbei
Schatten trennt mehr in der Sonne des
Südens
befugtes verbrennen geboten
Kamele am Mittag kennen die Lauscher
Abendstunden versprechen den zweiten Teil
wenn die Ruhe einkehft
wenn die Stimung mehr aushält als sie verspricht

 

Nacht


Tag


Traumfrau
Gewaltenteilung
Gläsernes Auge glasklarer Blick ins gerasterte All
es ist nichts da vor dem Netz, auch dahinter fließt Leere zu füllen allein durch das
Wort, mit Lust
schwingen zum schwindel zu spät hält die Gerade zurück
was nach vorn will, dort wo es leuchtet
ist alles zu groß nur der Drang in die Weite befreit
von den Maschen der Nähe
verdrahtetes Leben
sicherer Ort.


Ohne Titel, Blau

 


Ohne Titel, Rot

 


Nobody's Face
Glück äuf
rufe der Kumpel im Schacht
verhallen
Schicht ist
davor steht der Kopf pergament Pergamon
bläßliches Wissen
Morgen auch noch ein Tag der verbrannten Erde wie gut daß es Höhlen gibt
satte Kühle Sprengung naht wenn der Raum zu eng wird
Gewöhnung an Lichter beben
langsam
entzündete Augen
erhellen geheime
Vergräbnisse
ScheuklaPPen
helfen
vielleicht
nicht

 


Golden Cross
Goldenes Kreuz
Kreuzen
Wege sich
vor Türen
Spürt
Kopf Haut
noch Haar
Sprengt
Rot Violett
ignoriert Gold
Trägt Form
den Raum
in Fransen
S.F.

 


Triotop

 


Windsbraut
Stürme gewaltig tobe mit Wind in die Höhe blick nur nach oben in wirbelnde Strudel
dein Element ruft dich an
denk nicht nach folge dem Spiel
Elemente Vermischung niemand hält auf deine Kraft
brauchst du das fragst du nach
wer sich kümmert wie lästig
überall
Energie
Bündel brauchst du noch Feuer
nimm was du kannst
was du willst
mehr immer mehr immer höher hinfort

 


Sturm in Arizona
Wenn der Wind tobt
durch das Land
beugen
Kakteen die Stacheln und schauen in die Ferne
wo Sonne in Erinnerung leuchtet
auch im Winter
Panther, Tiger & Boot
Freunde
erkenne an Spuren im Sand
nicht nur dort wo
Zutrauen wächst
im Dunkel der Nacht leuchtet heimisch
die Kralle
veftrau der Last der gemeinsamen Zeit
wenn wenig bleibt
Augenblick
Punkte markieren die Route des Schitfes
setz die Segel
nicht im Sturm
Tiere vom Land, so gefährlich
testen das Wasser.
Schleifende Rohheit
geschliffene Hohheit
Zeichen verbinden die Welt und das Meer
Sandpapierformeln für Ewigkeit

 


Empty Spaces
Zwischen den Zeilen schreit nur der Feigling hinaus in die Welt der Verdammten in
Watte gepackt kleines Leben so schmierig so wenig gewollt ist der Sturz
Verdrehung ins Seil, immer krauser das Denken, würgende Stricke erdrücken die
Sehnsucht nach sauberem Fall
fehlt der Kick
doch die Wahl einer Schachtel, so klein und so fein
läßt vergessen wie's oben war kurz vor der Verstrickung, vorm Absprung
der Alptraum ist Alltag
der Regeln gibt es für alles was
her
mit dem Mut für zum Klettern nach oben
Ast über Ast zeigt den Weg nur das Links oder Rechts
überläßt sich der
freien Entscheidung
Aber im Glauben
Zögern bricht Aste im morschen Baum.
Kreislauf im Linken, Feuer
Seele im Rechten wo soll's denn nun hingehen
Bewegung ist Leben
Sharks Around
Schwimmende Ringende Schreiende
Notfall der Hai kommt von unten wer beißt wem die Luft ab zum Leben Bestärkung
Verstärkung
nur bloße Dokumentation was die Blüten so herzeigen heute im Herbst
VerJall Datum zeigt Ende
OberhandKoPf
Losigheiterkeit
die Kontrolle ruft Chaos ins Schaltpult
Zenlrale
beamt Störer
zum Aufmarsch
geschwommen kommt her
oder sauft alle ab
wer nicht schwimmen kann hat
nicht das Glück
nur den Kampf zu erleben wenn am Schluß
alle Lichter
verlöschen
ZuschauerJreude, welch ein Ereignis
und alles umsonst

 


Herbst
Windsteife Brise in Straßen
Gelächter der lrrtum war groß
Zügig verschieben sich Fronten mit Wetter getarntes
verändertes Licht
Spot auf Fassaden
es knarrt schon im Wind was der Sommer
jetzt freiwillig losläßt
Klein ist der Schmerz
Reue
ein Wort aus dem Nachbarland

 


Wake Up For Life

 


lnvers

 


Feuer, Wasser, Luft

 


Way Up
Trägt Meer
Blau mit Stolz
sowie
Strandgelb
satt den Weg
nach oben geht
Steinsäule
gerichtete Größe
wager unermeßlichkeit
auf Geheimnisse
bin ich nun
wirklich nicht mehr
scharf
S.F.

 


Rosengarten ll
Blüte ganz dunkel
Stacheln am Stiel
Argus und'Auge
Lehre im Blick
EERIE das haltlose Wofi
das Versprechen
die Wüste der Stadt
Landschaften hinter
Gier
nach Leben
Zerrbild und Spiegel
vom
lch

 


Totem
Wenn getanzt wird ist der Boden
wenn alles bebt vom Stampfen der Füße
der Leidtragende dieser Veranstaltung,
die den Menschen die lllusion der Gemeinschaft
ganz gleich
welcher Art
zugeteht
angesichts ähnlicher Antlitze Weisensymbol wie auch Mahnmal
im Laufe der Witterung
Venresung von unten, bemerkt erst am Ende, wenn Trugbilder
nachgeben ihrem heimlichen Leiden die lhrgläubigkeit
Die Anzahl der Laster ist groß
wle wlr wlssen

 


Fire and Ice
Gegensatzpaare sind nicht Ergänzung, sie leben allstündigen Wettkampf gegen die
eigene Natur
Selbstwiderlegung-
Kasteiungverleugnungverzerrungmacht
zum GesPött
statt zum Reichtum
und Einigkeit
doch Anbetung sei es Ver Achtung im Schmollwinkelzürnen scheint ganz gewiß auch
Entbehrung efträglich zu machen
Feuer schmilzt Eis löscht die Flamme
Aufgehobener WidersPruch
wer da lacht
will ich wissen

 


Drei Bäume
Ruf ich,
sind besser als keiner, ein Wald ist zuviel
unserer Gutmütigkeit
zur genügsamen Ansicht
zum Klettern und Anlehnen
sind drei Stämme genug
in der Kleinstadt bieten drei Bäume die Pforte hinaus in die Welt, die ja meint sie sei
wichtig, weil groß und beständig, geregelt, geordnet von wissenden Köpfen
Wer weiß was es heißt
von drei Bäumen
ganz oben zu schaun in die Ferne
hinweg über Gase der vergrauenden Stadt, die Verlockung bieten soll, sagen alle
die nie gewagt haben über die Wolken zu schaun.
Drei Bäume
zeigen die Tricks
die geschickte Kletterer
nutzen
doch trotzdem kommt Sturm auf und verhilft allen
zum großen Fall.

 

Der Berg ruft
Glasglockengekästelte Einsamkeitsstrudel Vezweiflung kommt nur im Grenzbereich
vor und vergeht wie die Langeweile keinen Plalz hat in dieser Art Käfig
raus aus dem Weltkugelgesicht wahren heißt fit sein auch morgen schon wieder
husche hinfort in die Hügel, die Berge reden die Sinnleere voller Gesundheil zur
Rückkehr in dreimal verbrauchte Luft.
Spare die Puste bis dir Hören und Sehen
vergehen.
Schritt für Schritt
Macher

 


Backspace
Zerrissenes Herz
Freier Rücken
Halt fest an dern Fels
Hängung gehalten fürs Leben gegriffen
voller
Überrschung
Ü berblicklichkeit
im Klettern verharfi.

 


EinsichU

 

Insight Out